Faust des Imperiums by Andy Clark

Faust des Imperiums by Andy Clark

Autor:Andy Clark
Die sprache: eng
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2020-02-18T11:41:20+00:00


X

Lydorran und Storn gingen langsam einen Kreuzgang hinab. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft auf Ghyre befanden sich ihre angeschlagenen Rüstungen in der Obhut ihrer Ordensdiener und die beiden Krieger trugen stattdessen klösterliche Roben. Auf der einen Seite hing ein langer Wandteppich, der in allegorischer Form die Ereignisse des Großen Kreuzzugs und den Fall des Verräters Horus zeigte. Letzterer war als dämonisches Ding aus Schatten und Sekret mit gedrehten Hörnern und Schlangenzunge dargestellt. Auf ihrer anderen Seite befanden sich hohe Torbögen, die auf ein etwas verwildertes Viereck hinausführten, zu einem Garten, der seit der Flucht der Priester verlassen war. Geflügelte Insekten huschten von Pflanze zu Pflanze und Lydorran erschien der seltene Fleck echten Grüns inmitten des düsteren Steins fehl am Platze.

Das Kloster war Teil eines Schreins des Imperialen Glaubens, der aufgrund seiner Nähe zum Merkurio-Tor-Raumhafen evakuiert und anschließend aufgegeben worden war. Vor einigen Tagen hatten die Apothecarii Lordas und Justen das Gebäude als Meditatorium beansprucht, in dem die verwundeten Imperial Fists Erholung finden konnten, bevor sie in den Kampf zurückkehrten. Nach dem Angriff auf Delvemine und den entsetzlichen Ereignissen danach hatte sich Lydorran hierher zurückgezogen, um nachzudenken und dem Augmetiksockel Zeit zu geben, sich mit seinem Körper zu verbinden. Jetzt, während er und Storn den Gang entlangliefen, bewegte er die Finger seiner neuen bionischen Hand testweise.

»Wie ist es?«, fragte Storn.

»Seltsam«, gab Lydorran zu. Storn schwieg einige Schritte lang, als wollte er dem Scriptor Raum für weitere Kommentare zu der neuen Metallhand geben. Stattdessen sagte Lydorran: »Du bist nicht hier, um mich nach meinem Arm zu fragen, Bruder.«

»Das bin ich nicht«, bestätigte Storn. Sie erreichten eine lange Steinbank, die auf den Garten hinausblickte, und setzten sich. Lydorrans Blick wanderte und folgte den Insekten, die Pollen an den Pflanzen sammelten. Er streckte seine Metallfinger, hörte winzige Servoverbindungen winseln und Gelenke knacken.

»Unkompliziert«, sagte Lydorran und nickte in Richtung der Insekten. »Sie arbeiten, tun ihre Pflicht, leben ihr einfaches Leben und sterben. Sie werden nicht durch Aufruhr oder Häresie gestört.«

»Sie sind geistlos und unwürdig«, antwortete Storn und verzog das Gesicht. »Sie sind ebenfalls nicht der Grund, warum ich hier bin.«

»Du bist hier, weil du wissen willst, warum ich zögere, wo ich doch eigentlich an vorderster Front stehen und unsere Anstrengungen leiten sollte, um dieses Brutnest zu finden, das Rotzahn sucht«, sagte Lydorran. In diesem Moment fühlte er sich unaussprechlich müde, ein fremdartiges und beunruhigendes Gefühl. Storn sah ihn von der Seite an und sein zerfurchtes Gesicht war unlesbar.

»Du gibst deiner Augmentation Zeit, sich mit deinem Körper zu verbinden«, sagte Storn, die Stimme seltsam stoisch. »Jeder Bruder in der Streitmacht weiß das. Alle flehen den Primarchen um deine schnelle Rückkehr in den Kampf an.«

»Storn, ich habe sie enttäuscht«, antwortete Lydorran und die Worte schmeckten bitter. »Ich habe sie enttäuscht, ich habe dich enttäuscht und die Gouverneurin und ihre Leute.« Er ließ einen letzten Namen ungesagt und biss sich auf die Zunge, bevor dieser seinen Lippen entschlüpfen konnte. Zu seiner Überraschung änderte sich Storns Gesichtsausdruck nicht.

»Du gibst deiner Augmentation Zeit, sich mit deinem Körper zu verbinden«, wiederholte der Ordenspriester fest.



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